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Die Hufform des Australischen Wildpferdes

Fig. 1. Die Hufe‘ australischer Wildpferde aus zwei Regionen mit unterschiedlichen Umweltbedingungen

Einführung

Die auf Abbildung 1 gezeigten linken Vorderhufe sind Teil unseres Datensatzes. Wir sind den Anblick des links gezeigten Hufes gewohnt, der im Allgemeinen als ,,Mustanghufe´´ beschrieben wird. Dieser Huf wird häufig bei den Wüstenbrumbys in der Mitte Australiens gefunden, die auf dem im Bild gezeigten Untergrund leben. Aber auch der rechts abgebildete Huf gehört zu einem frei lebenden australischen Wildpferd, in diesem Fall zu einem Brumby, der auf dem sandigen Küstenland des nördlichen Queensland lebt. Wir haben die Hufform von über 450 australischen und neuseeländischen Wildpferden untersucht und dabei eine große Varianz in Form und Struktur gefunden — vom Huf mit kurzer Wand und gerader Zehe bis hin zum typischen ..Schnabelhuf‘ der chronischen Hufrehe. Der „natürliche Huf“ scheint von der Umwelt abzuhängen, in der das Pferd lebt. Wenn ein Pferd von einer Umgehung in eine andere wechselt, so hat unsere Forschungsgruppe nachgewiesen, wird sich auch sein Huf verändern. Unserer Ansicht nach ist diese gemeinsame Veränderung mit der Umgehung keine Anpassung, sondern lediglich eine Folge der Umweltbedingungen.

Dieser Artikel stellt die Daten zur Form des linken Vorderhufs vor, die an 100 wild lebenden Pferden aus fünf verschiedenen sehr entlegenen Gegenden des australischen Outbacks gewonnen wurden. Die Daten stammen zum einen aus Digitalfotos und zum anderen aus Röntgenbildern, die anschließend digital vermessen wurden, um die Hufparameter zu erlangen. Es wurden 22 fotografische und 18 röntgenologische Dimensionen vermessen, aber für diesen Artikel wurde die Liste auf wenige Schlüsselmaße reduziert. Eine vollständige Beschreibung der Messstellen und Messvorgänge ist über die wissenschaftliche Literatur zugänglich oder kann per Email hei den Autoren angefordert werden.

Fotografische Daten
Tabelle 1: Durchschnittliche Varianz se) hufmorphologische Messwerte von jeweils 20 wild lebenden Pferden in fünf verschiedenen Gegenden Australiens (insgesamt 100 Pferde): *bezeichnet, ob die Gruppen erheblich (p <0.05) für jeden der gemessenen Parameter voneinander abwichen.

Maßbezeich- nung Wüstenrand- gebiet-hohe km-Leistung Sandiges Küstengebiet niedrige bis mittlere km- Leistung . Felsgebiet hohe km-Leistung Mischgebiet aus Fels u. Sand - hohe km Leistung Mischgebiet aus Fels und Humusboden niedrige km- Leistung
MWW 80.6 0.7 82.7 0.6 83.8 0.9 82.4 0.9 79.4 0.9
LWW* 76.7 0.9 76.5 1.2 80.2 0.9 80.7 0.8 76.0 1.1
HL* 99.0 1.6 95.2 2.1 106 1.6 98.1 1.8 101 1.1
HB* 135 1.8 119 1.9 119 1.6 127 1.2 126 2.0
DW Form* Gerade Zehe Runde Zehe Runde Zehe Wenige gerade Meistens rund
Strah-B* 2.95 0.2 3.26 0.6 3.69 0.3 5.14 0.2 2.30 0.4
DWW* 54.0 0.6 56.8 1.0 53.3 0.5 56.0 0.5 54.5 0.6
TW 37.9 1.5 41.3 1.5 42.8 1.0 43.7 0.6 41.5 1.6
DWL* 90.2 1.4 87.0 1.5 90.8 1.5 89.2 1.1 84.6 0.9
DWD* 18.3 0.5 16.4 0.3 19.1 0.5 19.9 0.5 18.1 0.3


MWW* Medialer Wandwinkel Winkel des proximalen Drittels der Hufwand zur Bodenoberfläche
LWW * Lateraler Wandwinkel Winkel des proximalen Drittels der Hufwand zur Bodenoberfläche
HL * Huflänge Sohlenlänge von kaudaler Tracht bis Zehenspitze
HB * Hufbreite - maximale Sohlenbreite bis Außenseite Hufwand
DW Form * Form der dorsalen Wand natürlich gerade oder gerundet
Strahl-B* Vertikal distal vom Strahl bis zur Bodenoberfläche
DWW * Dorsaler Wandwinkel Winkel des proxirnalen Wanddrittels an der Zehe bis zur Bodenoberfläche
TW * Trachtenwinkel Winkel der kaudalsten sichtbaren Wandhornröhrchen an der Tracht bis zur Bodenoberfläche
DWL* Dorsale Wandlänge Länge der Zehe vom letzten Kronhaar bis zur Bodenoberfläche
DWD* Dorsale Wanddicke Abstand von der dorsalen Oberfläche des Hufbeins zur äußeren Hufwand, gemessen im rechten Winkel.

Analyse der fotografischen Daten

Die offensichtlichste aus diesen Daten zu ziehende Schlussfolgerung ist, dass alle zehn gemessenen Dimensionen zwischen den Populationen erheblich voneinander abweichen. Dies sagt uns, dass es keinen „typischen“ Naturhuf des Pferdes gibt. Manche Messwerte variieren zwischen den verschiedenen Wildpferdepopulationen nur minimal, andere erheblich. Vielleicht sollte man die gleiche große Vielfalt von Hufformen auch beim Hauspferd voraussetzen.
Während der letzten zwanzig Jahre wurden einige gute Studien veröffentlicht in denen die Maße verschiedener Hauspferderassen definiert wurden Wir haben die Richtlinien zum Messen aus diesen Studien übernommen, sodass direkte Vergleiche zwischen wild lebenden Pferden und Hauspferden gezogen werden können. Wir überlassen die Interpretation der vorgestellten Daten dem Leser. Es gibt allerdings einige Vergleiche, die hervorgehoben zu werden verdienen:


1. Es gab nur sehr wenige Unterschiede zwischen den medialen und lateralen Hufwandwinkeln bei den wild lebenden Pferden. In manchen Fällen, besonders bei den Gruppen, die auf hartem Boden lebten, gab es keinen signifikanten Unterschied zwischen den beiden. Das bedeutet, dass man bei aufgehobenem Huf mit dem Auge nicht zwischen einem linken und einem rechten Huf unterscheiden können würde. Beim Hauspferd dagegen gibt es typischerweise einen großen Unterschied zwischen dem lateralen und medialen Hufwandwinkel.

2. Die Wildpferdehufe waren typischerweise an der Zehe gerundet, nicht gerade, wie früher oft behauptet wurde. Wenn die Zehe gerade war, lag das daran, dass der Huf während der Hangbeinphase durch tiefen Sand gezogen wurde, dass sehr hohe Kilometerleistungen absolviert wurden oder dass nach Futter (im Schnee) oder nach Wasser (in der Wüste) gescharrt wurde.

3. Der Strahl trug auf festem Untergrund keine direkte Last, sondern schwebte um einige Millimeter.

4. Der Zehenwinkel war bei allen Pferden gleich bleibend und variierte zwischen 53 und 57 Grad.


5. Die dorsale Wandlänge war bei den meisten Pferden ähnlich, aber in einer Gruppe leicht geringer, wobei dort auch das Hufbein kürzer war.

6. Bei Hufen, die auf hartem Gelände hohe Laufleistungen erbrachten, war die Hufwand dicker als bei größeren und schwereren Hauspferden.


Tabelle 2: Mittlere (Varianz, ± se) Hufröntgenmaße von jeweils 20 wild lebenden Pferden in fünf verschiedenen Gegenden Australiens ( insgesamt 100 Pferde): bezeichnet, ob die Gruppen erheblich ( p < 0.05) für jeden der gemessenen Parameter voneinander abweichen.

Maßbezeichnung Wüstenrand gebiet hohe km-Leistung Sandiges Küstengebiet - niedrige bis mittlere km- Leistung Felsgebiet -hohe km-Leistung Mischgebiet aus Fels u. Sand - hohe km Leistung Mischgebiet aus Fels und Humusboden- niedrige km Leistung
SD * 9.93 0.5 6.70 0.5 10.7 0.6 10.9 0.4 11.0 0.6
ST * 13.6 0.4 14.6 0.5 14.3 0.4 l5.$ 0.5 15.2 0.
Pw* 5.19 0.4 7.88 0.4 5.45 0.3 4.94 0.3 4.93 0.4
KSW* 19.9 0.6 I8.() 0.7 20.3 0.6 19.2 0.7 20.6 0.6


Maßbezeichnung  
SD * Sinker Distance Distanz zwischen Oberseite des Streckfortsatzes und der Krone
ST * Sohlentiefe - vertikale Tiefe des Gewebes zwischen der distalen hufbeinspitze und Sohlenmarker.
PW* Palmarer Winkel des palmaren Hufbeinfortsatzes.
KSW* Kronsaumwinkel aus mediolateraler Ansicht.


Analyse der Röntgendaten
Die Röntgenmaße variieren wie die fotografischen Maße zwischen den Populationen. Es scheint, dass die Umwelt einen großen Einfluss auf die Morphologie des Hufs hat. Einige bemerkenswerte Punkte sind:
1. Die SD (Sinker-Distance) war bei den wild lebenden Pferden ähnlich zu den für die meisten Hauspferde zitierten Werten. Das Hufbein der Wildpferde scheint die gleiche vertikale Position innerhalb der Hornkapsel zu behalten wie beim Hauspferd.

2. Die Sohlentiefe war sowohl bei den auf hartem als auch den auf weichem Untergrund lebenden Wildpferden höher als die bei Hauspferdepopulationen gemessenen Werte.

3. Der palmare Winkel des Hufbeins lag konsequent über 4 Grad Neigung und ähnelte den Werten aus Hauspferdestudien. Eine Gruppe von Hufexperten behaupten, dass das Hufbein stets bodenparallel liegen müsse. Diese Daten widerlegen diese Forderung.

4. Der Winkel des von der Seite betrachteten Kronsaums dient manchen Hufexperten als Richtlinie zur Bestimmung der Trachtenlänge. Eine bestimmte Gruppe von Hufpflegen gibt den Kronsaumwinkel als ideal bei 30 Grad an. Die wild lebenden Pferde in Australien haben einen Kronsaumwinkel von 18-2 1 Grad. Diese Dimension passt zum palmaren hufbeinwinkel von 5-8 Grad.


Fazit
Absicht dieses Artikels war es, den Leser mit Informationen zur großen Varianz von Hufmaßen der in den verschiedenen Habitats Australiens lebenden Wildpferde zu versorgen. Die Daten wurden mit empirischen wissenschaftlichen Methoden gewonnen und können als echter stellvertretender Wert für die Hufmorphologie der untersuchten Population gelten.
Die Interpretation der Daten bleibt dem Einzelnen überlassen. Mehr und detailliertere morphologische Daten sowie die ungekürzte Version der zugrunde liegenden wissenschaftlichen Veröffentlichung können per e-Mai beim Autor angefordert werden:

b.hampson1@uq.edu.au

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